• HANNA FIEDLER: "WARUM ICH MACHE WAS ICH MACHE"

    Designerin Hanna Fiedler über nachhaltigen Konsum und Pre-Order - the wearness online-shop journal

    HANNA FIEDLER verbindet traditionelles Handwerk mit zeitlosem Design. Wir sprachen mit der Designerin über nachhaltigen Konsum und weshalb Ihre Kollektionen als Pre-Order erhältlich sind.

    KANNST DU DICH BITTE KURZ VORSTELLEN?
    Hi, mein Name ist Hanna, Ich bin die Gründerin und Designerin des Labels HANNA FIEDLER. Ich designe Mode mit Liebe fürs traditionelle Handwerk, in der sich Frauen stark und frei fühlen können. Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen und wohne und arbeite seit 5 Jahren in London, abgesehen von ein paar Monaten in New York.

    WARUM MACHST DU, WAS DU MACHST?
    Ich bin Modedesignerin geworden, da ich schon immer eine Liebe für Handwerkliches hatte. Ich habe als Teenager angefangen Kleidung selbst zu designen und zu nähen woran ich unglaublich Freude hatte.
    Nach einem Praktikum in der Kostümwerkstatt im Thalia Theater in Hamburg in den Sommerferien, war dann klar, dass ich Maßschneiderei an einer Bühne lernen möchte. Ich war absolut fasziniert von der Kreativität, Mühe und Handarbeit, die in jedem Kostüm steckte. An Bühnen wird oft noch sehr traditionell gearbeitet was man in der Industrie selten noch finden kann, da die Techniken zu zeitintensiv und daher teuer sind. Nach dem Abitur habe ich für drei Jahre eine Ausbildung zur Damenmasschneider Gesellin an der Berliner Stiftung Oper gemacht und mich danach entschieden Mode Design in London zu studieren. Ich liebe den kreativen Prozess und etwas mit meinen Händen schaffen zu können und nutze all das gelernte aus meinem Studium und der Ausbildung in meiner heutigen Art zu arbeiten, in der ich traditionelles Handwerk und ready-to-wear verbinde.

    Hanna Fiedler Naturmaterialien

    Kampagnen-Bilder der aktuellen Kollektion

    SEIT WANN BESCHÄFTIGST DU DICH MIT DEM THEMA NACHHALTIGKEIT?
    Unbewusst schon seit meiner Kindheit, da meine Eltern sehr viel Wert auf einen bewussten Umgang mit der Natur und Ressourcen legen. Meine Eltern haben ein Holzhaus gebaut und dabei zum Großteil eigenes Holz verwendet, sie produzieren warmes Wasser mit Sonnenenergie und sammeln Regenwasser für Gartenbewässerung und Toiletten Spülung in einer Regenwasser Zisterne. Meine Eltern haben mir also die Grundlagen von klein auf nahegebracht, später habe ich dann angefangen mich selbst aktiv damit auseinander zu setzen und Nachhaltigkeit in meine Arbeit zu integrieren.

    GAB ES DAFÜR EINEN AUSLÖSER/ PERSÖNLICHEN SCHLÜSSELMOMENT?
    Während der Ausbildung in Berlin wurde mir eine starke Diskrepanz zwischen dem, wie lange ich brauche, um ein Kleidungstück zu nähen und für wie viel es im Laden verkauft wird bewusst. Das war für mich der Einstieg mich in meinem Beruf mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander zu setzten. In London, welches als Shopping Destination Nummer eins in Europa gilt, wurde ich dann auch noch einmal auf ein ganz anderes Level von Konsumverhalten aufmerksam. Immer stärker habe ich mir gedacht, dass kann auf Dauer nicht funktionieren.
    Es war definitiv ein Prozess bei mir, der auch heute bei weitem noch nicht abgeschlossen ist.

    Nachhaltigkeit ist ein Sammelbegriff der so viele Herausforderungen und Themen umfasst. Ich setzte mich nach und nach mit Themen auseinander und finde dabei meist noch mehr Aspekte, derer ich mich vorher noch gar nicht bewusst war.

    WAS HAT SICH SEITDEM IN DEINEM LIFESTYLE VERÄNDERT?
    Ich shoppe definitiv weniger. Versuche bessere Qualität und zeitloses Design zu kaufen. Ich tendiere auch immer mehr zu Second-hand anstatt Neues zu kaufen. Und ich habe natürlich auch den großen Vorteil selbst Kleidung designen zu können, bei der ich ganz genau weiß wie sie hergestellt wurde. Das möchte ich auch meinen Kundinnen ermöglichen. Sie sollen bei uns mit gutem Gefühl einkaufen können.
    Außerhalb von Mode sind es vor allem die kleinen, alltäglichen Dinge, die sich verändern: ich beziehe Öko-Strom, habe einen Thermobecher für den Kaffee to go und eine wiederverwendbare Wasserflasche. Dabei bin alles andere als perfekt. So ist es für mich als Designerin beispielsweise wichtig auch mal vor Ort bei Einkäufern und Pressevertretern zu sein. Das bedeutet, dass ich viel reise und dabei leider nicht auf das Fliegen verzichten kann.

    GLAUBST DU, DASS DU ANDERE MENSCHEN DAVON ÜBERZEUGEN KANNST, NACHHALTIGER ZU KAUFEN UND ZU LEBEN?
    Das hoffe ich. Aber überzeugen kann ich nur wenn ich wirkliche Alternative anbiete, die meine Kundinnen gerne haben möchten. Das ist mein Ansporn und daran arbeite ich jeden Tag.


    Ich bin der Meinung wir brauchen nicht eine Person, die perfekt nachhaltig lebt, sondern Millionen Menschen, die nicht perfekt sind, aber sich ganz bewusst jeden Tag entscheiden. Der Weg zu einem nachhaltigeren Leben ist für jeden Menschen ein anderer und ich bin unglaublich froh, wenn sich jemand entscheidet diesen Weg mit unseren Produkten zu gehen.

    WAS WÜRDEST DU DIR IN ZUKUNFT, VON DER MODEINDUSTRIE UND/ ODER DEN KONSUMENTEN ERHOFFEN?


    In einer idealen Welt würden wir alle nur noch Kleidung kaufen, die wir wirklich lange lieben und tragen werden, die wir pflegen und weiterverkaufen oder vererben, sollten sie uns nicht mehr passen oder gefallen.

    Designer machen Kleidungbei deren Verkauf eine faire und transparente Produktion ebenso wichtig ist wie Profitabilität.
    Ich glaube, dass sich die Grundstruktur der Modeindustrie ändern muss, da aktuell einfach viel zu viel und viel zu schnell produziert und dann auch wieder entsorgt wird. Das wird kein leichter Weg da einiges an Umdenken stattfinden muss. Aber ich nehme wahr, dass bei vielen in der Industrie der Wunsch nach einem anderen Ansatz da ist.

    KANNST DU UNS DREI NACHHALTIGE HOTSPOTS IN LONDON NENNEN?

    • Planet Organic Supermärkte haben immer die neusten Leckereien und unverpackte Produkte
    • Hampstead Heath, ein wunderschöner großer Park im Norden von London in dem man nicht nur toll Natur tanken, sondern im Sommer auch in den Ponds schwimmen kann.
    • Charity shops, also Second-hand Läden deren Erlös an gute Zwecke gehen. Dort kann man oft super günstig tolle, hochwertige Sachen finden. (Insbesondere lohnt es sich in Gegenden wie Notting Hill, Kensington oder auch Chiswick, die traditionell als wohlhabendere Gegenden bekannt sind)
    • The Conduit, Londons erster nachhaltiger Members Club, dessen Mitglieder sich für Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Innovation einsetzen  

    DEINE KOLLEKTION IST AUF THE WEARNESS ALS „PRE-ORDER“ ERHÄLTLICH. WAS GENAU BEDEUTET DAS?
    Es bedeutet, dass wir ein Kleidungsstück erst dann produzieren nachdem es eine Kundin gekauft hat. Wir haben alle Kleidungsstücke als Muster aber nicht alle Größen auf Lager. Erst auf Bestellung zu produzieren hilft uns den sogenannten „Dead-Stock“ zu verhindern, also Ware die nach der Saison nicht verkauft wurde. Als junges Label können wir noch nicht gut einschätzen, in welcher Menge und welche Designs wir in welcher Farbe und Größe wie oft verkaufen werden. Wir müssten sie dann entweder unter Wert verkaufen oder im Lager verstauben lassen was nicht nur unglaublich schade wäre, bei all der Arbeit, die dort hineingeflossen ist, sondern auch sehr verschwenderisc


    Hanna Fiedler Atelier

    Das Team: die Stücke werden in zwei Atelliers in London von Hand gefertigtbr>

    WIE GENAU LÄUFT DER „PRE-ORDER“ PROZESS AB?
    Ist eine Kundin an einem Kleidungstück interessiert kann sie es online bestellen. In London besteht natürlich auch die Möglichkeit uns im Atelier zu besuchen und das Muster persönlich anzusehen und anzuprobieren.
    Geht eine Bestellung bei uns ein, werden alle benötigten Zutaten, also Stoff, Knöpfe und so weiter in eines der beiden Ateliers, welche unsere Stücke nähen, gebracht. Beide sind ca. 35 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln von unserem Atelier entfernt, was es uns ermöglicht sehr schnell Bestellungen umzusetzen. Die Herstellung kann je nach Auftragslage ein paar Wochen dauern, unsere maximale Lieferzeit beträgt sechs Wochen.
    Pre-Order ermöglicht uns auch flexibel bei Kundenwünschen zu sein, sodass wir individuelle Farbwünsche oder kleine Änderungen an der Passform sehr unkompliziert umsetzten können./p>

    Hanna Fiedler Atelier Hanna Fiedler Atelier Hanna Fiedler Atelier

    The London Workshop



    WERDEN DIE KLEIDUNGSSTÜCKE IN STANDART-GRÖßEN GEFERTIGT?
    Ja, Wir arbeiten mit Standard Größen für ready-to-wear, bieten aber auch made-to-measure, also auf Maß gefertigt an. Kleine Änderungen gehören zum Service dazu und können teils schon bei der Produktion berücksichtig werden.

    WAS PASSIERT, WENN BEI DER ANPROBE ZUHAUSE DAS KLEIDUNGSSTÜCK NICHT PASST?
    Wir tun unser Bestes die Größen leicht verständlich zu machen und bieten auch Beratung an, wenn sich eine Kundin nicht sicher ist, welche Größe die richtige ist. Sollte es aber dennoch vorkommen, dass etwas nicht passt, können Kundinnen das Kleidungsstück entweder anpassen lassen oder zurückschicken.
    Was HANNA FIEDLER besonders macht, ist dass wir Techniken aus der Maßschneiderein übernehmen. Zum Beispiel haben alle unsere Hosen eine extra große Nahtzugabe, sodass man sie am Bund sehr leicht bis zu eine Kleidergröße größer machen kann. Zudem arbeiten wir mit den meisten Modellen mit einem versteckten Gummiband im Hinteren Bund, der mit Knöpfen an der Seite enger gemacht werden kann, was wiederum hilft die Hose auf den Körper individuell anzupassen.

    KANN MAN BESTELLUNGEN RETOURNIEREN ODER UMTAUSCHEN?
    Ja, das kann man, auch wenn wir unser Bestes tun, dass man das gar nicht erst möchte! 

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