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Gold galt lange Zeit als Symbol für Wohlstand und Reichtum. Heutzutage spielt Gold vor allem bei unseren Smartphones und Elektroprodukten eine wichtige Rolle, weshalb die Nachfrage nach dem endlichen Edelmetall stetig steigt. Der moderne Goldabbau jedoch ist alles andere als Glamourös: er verletzt Menschenrechte, produziert nachhaltige Umweltschäden und soziale Probleme für die Bevölkerung vor Ort. Wir befragten die VIERI Gründerin zu den Möglichkeiten von fairem Abbau von Gold und den neuen Möglichkeiten den endlichen Rohstoff effizient zu recyceln. Guya verbindet bei Ihrer Schmuckmarke Vieri Innovation, verantwortungsvolles Handeln und traditionelles Handwerk mit zeitlosem Design - mit der Vision, durch fair produzierte Schmuckstücke die Welt zu einem schöneren und vor allem besseren Ort zu machen.
GUYA, SEIT 2013 KREIERST DU SCHMUCKSTÜCKE, FÜR WELCHE DU AUSSCHLIEßLICH FAIR GEHANDELTES ODER RECYCELTES GOLD VERWENDEST. WIE KAMST DU AUF DIE IDEE? GAB ES EINEN SCHLÜSSELMOMENT FÜR DICH? Nachdem ich 2012 eine Reise zu Goldminen in Peru unternommen habe war für mich klar, dass ich etwas verändern will. Das, was ich dort erlebte, hat mich nachhaltig bewegt. Ich kannte bis dahin nur die glamuröse Welt der Schmuckes. Zu sehen, wir der Rohstoff Gold abgebaut wird, unter welchen Bedingungen Menschen (weltweit sind es geschätzt 25-30 Millionen Menschen die im Small Scale Mining Sektor arbeiten) Gold schürfen, ungeschützt mit giftigen Stoffen wie Quecksilber hantiere, ungeschult sind, meist illegal oder informell arbeiten und wie die Natur in Mitleidenschaft gezogen wird, hat mein Weltbild ganz schön gerüttelt. Schnell wurde klar, ich möchte das so nicht hinnehmen. Da ich nicht wirklich an das Konzept Spenden und Charity glaube, wusste ich, ich kann nur etwas verändern, wenn ich zeige, es geht anders. Mit der Vision habe ich 2015 VIERI Fine Jewellery gegründet.
NEBEN DEINEM SCHMUCKUNTERNEHMEN HAST DU DIE EARTHBEAT FOUNDATION GEGRÜNDET UM EINE EINKOMMENS-ALTERNATIVE UND SOMIT EINE BESSERE ZUKUNFT FÜR DIE MINENARBEITER ZU SCHAFFEN. WIE SCHLIMM SIND DIE AUSWIRKUNGEN DES KONVENTIONELLEN GOLDABBAUS AUF MENSCH UND UMWELT? Ja, die Stiftung habe ich gleich nach meiner Reise nach Peru gegründet. Ursprünglich um Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen und an Lösungsansätzen zu arbeiten. Mittlerweile arbeiten wir gemeinsam mit den Goldschürfer Communties an alternativen Einkommensquellen, so dass Sie langfristig weg vom Goldschürfen kommen und sich selbst etwas nachhaltiges aufbauen können. Konventioneller Goldbau findet meist illegal oder informell statt. Die Menschen sind entweder getrieben von der Hoffnung des schnellen Geldes oder werden unter falschen Tatsachen in die Mine gelockt. Sie sind nicht geschult, haben kaum Equipment und kriegen eine sehr schlechte Bezahlung. Zudem sind sie auf sich selbst gestellt. Eine Waisenrente oder Arbeitsausfall oder gar Krankenversicherung gibt es nicht. Zudem nutzen Sie vor allem Quecksilber und Zyanid um das Gold vom Gestein zu trennen. Das ist hoch giftig für den Menschen, aber eben auch für die Umwelt, wenn das Gold in den Flüssen gewaschen wird und das Quecksilber auch über das Grundwasser entsorgt wird. Zudem hinterlassen Minen Mondlandschaften und Krater. Oft gehen auch immense Rodungen mit dem Goldbergbau einher.
WORIN BESTEHEN DIE UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DEM FAIREN UND KONVENTIONELLEN GOLDABBAU? Beim fairen Goldabbau greifen meist Zertifizierungen wie Fairtrade oder Fairmined. Das sind die bekanntesten. Dort gibt es Auflagen, wie Arbeitsschutz, Trainings, und Reduzierung bzw sicherer Umgang mit Quecksilber. Natürlich ist auch Kinderarbeit verboten. Das Gold wird zusätzlich mit einem Premium verkauft, den die Arbeiter wieder reinvestieren müssen.
GIBT ES ALTERNATIVEN ZUM KLASSISCHEM GOLDABBAU? Da auch bei fairem Abbau massiv in die Natur eingegriffen wird und zudem die Ansätze, so sehr wie sie auch eine Verbesserung bedeuten, schwierig zu skalieren sind, sehe ich sie langfristig nicht als Lösung - vor allem, wenn wir uns die aktuelle Situation zum Klimawandel aber auch Menschenrechtsverletzungen ansehen. Das Thema Goldabbau ist sehr komplex und nicht wirklich transparent. Wenn wir langfristig an Lösungen arbeiten wollen, dann müssen wir uns unseren Konsum anschauen. Für mich ist die beste Alternative zum klassischen Gold Abbau und darüber hinaus bei vielen anderen Branchen das Recycling der Rohstoffe. Gold eigentlich sich dafür besonders gut, da es zu 100% recycelt werden kann, und man qualitativ keine Einbussen hat.
WIE KANN GOLD RECYCELT WERDEN? Für die Wiedergewinnung und das Aufbereiten von Goldrecycling sind Scheideanstalten zuständig. Bei der mechanischen Aufbereitung wird das Scheidgut geschreddert, gemahlen und gesiebt, um eine homogene Struktur zu erhalten. Das Pyrolyseverfahren besteht aus einer Kombination aus Veraschung des Scheidguts bei hohen Temperaturen und anschließender Einschmelzung. Beim nasschemischen oder Aufschlussverfahren wird das Gold zunächst mit einer Salz- und Salpetersäuremischung (Königswasser) gelöst, dann mit Schwefeldioxid reduziert und schließlich mittels Elektrolyse isoliert. Der Prozess ist natürlich mit einem immensen Energie Aufkommen verbunden, so dass wir hier natürlich nicht von CO2 neutralem Verfahren sprechen können. Aber auch hier gibt es schon Forschungsansätze, wie man das in Zukunft umweltfreundlicher gestalten kann. Trotzdem ist die Alternative zum herkömmlichen Goldabbau bei weitem besser für Natur und Mensch.
WAS MÖCHTEST DU MIT DEM WORLD GOLD DAY ERREICHEN? Der World Gold Day ist vor allem eine Kampagne um auf das Thema aufmerksam zu machen. Wir wollen darüber aufklären, wie fatal das Schürfen von Rohstoffen, wie Gold ist. Fokus liegt aber auf Lösungsansätzen, wie eben dem Recyceln von Gold, so dass wir langfristig mehr und mehr aus Urban Mining (also der Wiedergewinnung der Rohstoffe, die schon gebunden sind) nutzen können. Kreislaufwirtschaft kann - wenn es effizient gemacht wird, viele Probleme angehen. Im ersten Schritt geht es darum, den Konsumenten erst einmal zu zeigen, dass wir alle jeden Tag mit Gold zu tun haben, nämlich durch den Gebrauch von Handys, Tabletts und Laptops. So kann jeder zum Goldrevolutionär werden, indem er a) auf seinen Konsum achtet und nicht alle 11 Monate ein neues Handy braucht b) Telefone, die er nicht mehr benutzt in den Kreislauf zurück gibt c) Handys, die kaputt sind und nicht mehr reparabel zum Recycling gibt. Langfristig sollen um den World Gold Day Bildungsinitiativen und auch breit gestreute Lösungsansätze kreiert werden. Das Thema soll aber vor allem auf die Agenda - und zwar so, dass es Spass macht und nicht ein weiteres „du darfst nicht mehr“ wird. Wir arbeiten auch schon an tollen Sammelaktionen. Mehr dazu bald.
DEINE NEUSTE KOLLEKTION WURDE AUSSCHLIEßLICH AUS RECYCELTEM GOLD, WELCHES AUS ALTEN HANDYS GEWONNEN WURDE GEFERTIGT. WIE KAMST DU AUF DIESE IDEE? Ich habe nach einem meiner Vorträge von einer Firma aus Holland erfahren, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, dass Thema Elektroschrott in Afrika anzunehmen. Leider wird immer noch viel von unserem Elekroschrott illegal nach Afrika oder Asien verkauft und dort unter gesundheitsschädlichen und umweltbelasteten Bedingungen recycelt oder eben billig verkauft. Closing the loop schafft Anreize um eben diesen Elektroschrott zu sammeln. Diese werden dann abgekauft und fachgerecht recycelt. Die Rohstoffe dann wieder in den Kreislauf gegeben. Ich war so begeistert davon, dass ich unbedingt Teil davon sein wollte. Also haben wir das Gold aus einer charge Handys, die in Kamerun gesammelt wurden, gekauft und zeigen, dass Elektroschrott bzw. Recycling und Luxus ohne Probleme Hand in Hand gehen können. 25% des Gewinns aus der Kollektion werden zudem zurück geführt, so dass noch mehr dieser Sammelaktionen in afrikanischen Ländern finanziert werden können.
WELCHES POTENTIAL STECKT HINTER DEM RECYCLING VON GOLD AUS ELEKTROGERÄTEN? Man braucht ca. 40 Handys um einen Goldring zu produzieren. Heisst, in 40 Handys stecken ca. 1 Gramm Gold. Um dieses Gramm aus konventionellem Schürfen zu erhalten, müssen 1 Tonne Gestein bewegt und bearbeitet werden. Das Potenzial ist also sehr gross und kann ein Lösungsansatz sein, um langfristig nicht mehr nur aus Minen Aktivitäten Rohstoffe zu bekommen. In Deutschland wird schon sehr viel recyceltes Gold genutzt, da es natürlich auch wirtschaftlich Sinn macht, einen Rohstoff wiederzugewinnen und zu nutzen. Jedoch gibt es eben noch nicht genug, um die Nachfrage zu decken. Daher wollen wir Aufmerksamkeit schaffen. Wichtig ist es natürlich politisch zu denken, wenn wir mehr und mehr Rohstoffe aus Recycling beziehen, müssen wir natürlich gleichzeitig schauen, was mit den Communities ist, die ja trotzdem - wenn auch sehr schlecht - davon leben. Deshalb investieren wir in alternative Einkommensquellen und schauen, dass die Menschen vor Ort langfristig neue und nachhaltige Erwerbsmöglichkeiten finden. Nur so, kann man nachhaltig das System verändern.
WO KANN ICH MEIN ALTES HANDY ABGEBEN DAMIT ES RECYCELT WIRD? Ab dem 15.11 kann man alle Sammelstellen und Möglichkeiten in Deutschland unter: HIER nachsehen und aktiv mitmachen.
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